Homöopathie und die Krankenkassen: Wenn weniger mehr sein soll.

Homöopathie oder Alles muss raus!
Wussten Sie, dass Brillen nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gehören, homöopathische Produkte schon? Brillen helfen Millionen Menschen, Homöopathie hilft, Millionen zu verdienen. Homöopathische Arzneimittel haben einen Gesamtumsatz von 5oo Millionen Euro, bei Steigerungsraten von 9 Prozent. Laut einer Allensbach-Studie haben bereits 60 Prozent der Deutschen Globulis geschluckt. Die Befragten fanden es toll, dass Homöopathika keine Nebenwirkungen hat. Logisch, ist ja auch nichts drin. Wochenende war ich in einer Bar, die hatten auch homöopathische Cocktails. War nichts drin. Kein Alkohol, keine Nebenwirkungen und Auto konnte ich auch noch fahren. Fand ich toll!
Bei der Homöopathie werden Wirkstoffe solange verdünnt, bis kaum oder kein Wirkstoff mehr drin ist. Trotzdem sollen sie wirken. Ist genau das, was die Amerikaner mit light Bier machen. Sie nehmen den Inhalt aus der Verpackung und behaupten, es wäre das gleiche, nur gesünder. Das ist der Traum eines jeden Produzenten. Klar verkauft man immer gut mit: „Alles muss raus!“
Seit wir Menschen nicht mehr an Gott glauben, glauben wir an alles. 56 Prozent der Deutschen glauben an Alien. 38 Prozent der Deutschen unter 39 Jahre glauben an Verschwörungstheorien, 18 Prozent glauben an Horoskope. Es gibt Leute die lassen sich nur bei Vollmond die Haare schneiden. Es gibt Leute die glauben an Bauchweggürtel und es gibt Leute, die glauben, dass man etwas unendlich verdünnen kann.
Gabs schon in der DDR. Nannte sich Blümchenkaffee. Dieser Kaffee war so dünn, dass man die Blumen auf dem Tassengrund sehen konnte. Da blieb so wenig Kaffeesatz übrig, da konnte man noch nicht mal die Zukunft sehen. Warum auch, die DDR hatte eh keine.
Sollen die Leute glauben, was sie wollen, aber ich will ihren Dünn-Schiss nicht mit bezahlen. Das Sozialgesetzbuch fordert von den Krankenkassen auf: „Qualität und Wirksamkeit der Leistungen haben dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse zu entsprechen.“ Es gibt weltweit keine einzige seriöse Studie, die die Wirksamkeit von homöopathische Produkten belegen kann. Die australische Gesundheitsbehörde hat 225 internationale Studien ausgewertet und kam zum Ergebnis, die Wirksamkeit homöopathische Mittel geht nicht über den die Wirksamkeit von Placebos hinaus.
Den Krankenkassen ist es egal. Für den Aberglauben einzelner, lassen sie alle zahlen. In Zeiten von alternativen Wahrheiten, nutzt man gerne auch alternative Heilmethoden. Bald zahlen wir noch für Schamane und Medizinmänner. Dann gibt es Gutscheine für Wellness, Tattoos und Rotwein und Krankenkassen übernehmen auch noch Nacktwanderungen zur Selbstfindung.
Vielleicht nutzen wir dann nicht nur die traditionelle chinesische Medizin, sondern auch die traditionelle europäische Medizin. Das Mittelalter war voll mit alternativen Heilmethoden. Bei Kopfschmerzen bohrte man ein Loch in den Schädel, bei Hautkrankheiten verabreichte man Quecksilber und wenn man nicht wusste, was man machen sollte, hat man geschwächten Patienten zur Sicherheit erstmal literweise Blut abgelassen. Das nannte man Aderlass. Eine ideale Methode für alle Homöopathen. Auch hier gilt „Alles muss raus!“