Gedicht vom SCHMERZ

von Matthias Machwerk

Das Ende begann – in jener Nacht
Lagst unruhig bei mir – ich bin aufgewacht

Ich sah dich an – du weintest im Traum
Ich drehte mich weg – es störte mich kaum

Wo waren sie hin – die Gefühle für dich
Die Entfernung zu groß – jeder lebte für sich

Du nahmst meine Hand – du drücktest sie fest
Doch ich wünschte mir – dass du es lässt

Du hast es gespürt – du hast es gesehen
Der Sonne Licht kam – dann sah ich dich gehen

Die Nacht ist jetzt still – niemand stört mich heut mehr
Manchmal wein ich im Traum – denn die Hand schmerzt so sehr

Keine Vervielfältigung und Aufführung ohne Genehmigung des Autors.

Gedicht vom Glück

von Matthias Machwerk

Es war echte Liebe, fantastisch, grandios
Ihr berauschender Zauber ließ mich nicht los
Leben ist Hoffnung und Kampf jederzeit
Musst so lange warten, auf ein Stück Seeligkeit

Die Zeit sie hetzt, verändert, läuft ab
Der Zauber ward fort, bin leer jetzt und schwach
Leb heut automatisch, er kam nie zurück
Doch ich hab gelebt für ein Augenblick

Schöner wirds nimmer, drum kann ich gehn
Schließe die Augen, kann dich jetzt sehn
Du führst mich ins Licht, ich bin bereit
Werd glücklich für immer, endlich steht auch die Zeit

Keine Vervielfältigung und Aufführung ohne Genehmigung des Autors.
.
.

an meine liebe

wir geben und nehmen, verlangen und locken, wünschen und hoffen
ein ziehen und zerren, ein öffnen, ein sperren, ein hin und ein her
bist schön und schwierig, stur und begierig, bist völlig verrückt,
doch jede sekunde ist es ein Glück.

Keine Vervielfältigung und Aufführung ohne Genehmigung des Autors.

Die Kälte

Ein Weihnachtsmärchen
von Matthias Machwerk

In weiter Ferne, eingebettet zwischen hohen Bergen, gab es einst ein kleines, schönes Dorf. Die Menschen darin waren glücklich und ein jedes Haus war schön und hell. Nur auf einem Hügel, oberhalb des Dorfes, stand eine alte, heruntergekommene Kapelle. Es war ein gar wundersames und gespenstisches Haus, um das alle Bewohner seit jeher einen weiten Bogen machten. Am Rand des Dorfes, unterhalb des Hügels, wohnte ein kleines Mädchen namens Marianna mit ihren Eltern. Sie war ein aufgewecktes Kind mit neugierigen Augen und einem immerwährendem Lachen auf den Lippen.

Es geschah in der Nacht vor Weihnachten. Marianna war schon ganz aufgeregt, und obwohl es schon gegen Mitternacht war, konnte sie einfach nicht einschlafen. Verträumt schaute das kleine Mädchen durch das Fenster ihres Zimmers hinaus in die eisige Nacht. Im kalten Mondlicht glitzerte der erstarrte Schnee. Kein Tier war zu sehen, kein einziger Laut war zu hören. Eine ungewöhnliche Stille hatte sich über das Dorf gelegt.

Während Marianna müde in die Dunkelheit starrte, kam immer mehr Nebel auf. Von den nahe gelegenen Bergen strömte er langsam ins Tal, wo er bald das ganze Dorf mit einem weißen Schleier verhüllte. Da Marianna kaum noch etwas erkennen konnte, wollte sie sich nun endlich schlafen legen. Sie schaute ein letztes Mal angestrengt in den dichten Nebel, da sah sie plötzlich einen alten Mann mit langem, weißem Haar. Er schaute zu ihrem Haus und es schien ihr, als könnte er hineinsehen. Ein eisiger Schauer lief über ihren Rücken, schnell rannte sie ins Bett, um sich bis zum Morgengrauen unter ihrer Bettdecke zu verstecken.

Als es hell wurde, lief Marianna eilig zu ihren Eltern. Fröstelnd und mit zittriger Stimme berichtete sie von der nächtlichen Begegnung. Die Eltern versuchten ihre Tochter zu beruhigen. Dabei schauten sie sich sorgenvoll an, da einst der Uropa in einer solchen Nacht spurlos verschwand. Schnell ließen sie Marianna ein heißes Bad ein, anschlie-ßend schmückten sie gemeinsam den Weihnachtsbaum und als das kleine Mädchen ihre Weihnachtsgeschenke in den Händen hielt, hatte sie die nächtliche Begegnung längst vergessen.

Die Jahre vergingen. Marianna wuchs zu einer jungen Frau heran. Unbeschwert lebte sie in den Tag hinein. Und wenn sie nicht gerade zu Hause half, wanderte sie durch die Wälder unterhalb der Berge, um Beeren und Pilze zu sammeln. Einmal hatte sie sich weit in die tiefen Wälder vorgewagt. Schon legten sich dunkle Schatten über das Tal und ein undurchdringlicher Nebel ergoss sich von den Berghängen. Marianna hatte Mühe den Weg zu finden. Sie lief und lief durch die bitterkalte Nacht. Endlich erblickte sie das Dorf. Mit eiligem Schritt näherte sie sich ihrem Haus. Es war schon spät und als sie die Tür öffnen wollte, sah sie im Nebel wieder den Mann.

Er stand ruhig vor dem Nachbarhaus und es sah aus, als würde er hineinsehen. Marianna war müde, aber ihre unbändige Neugier war stärker. Und so folgte sie dem Weißhaarigen. Langsam, mit schwerem Schritt, lief er durchs Dorf, wie ein Nachtwächter, der aufpasst. Die Zeit verging. Marianna hatte längst im Nebel die Orientierung verloren. Sie war erschöpft und schläfrig, da bemerkte sie wie der Alte eine riesige Eichentür öffnete und plötzlich in einem großen Haus verschwand.
Marianna schaute hoch und erschrak. Sie stand direkt vor der alten Kapelle! Sollte dies etwa die Behausung des weißhaarigen Mannes sein? Schon wollte sie umdrehen, da bemerkte sie, dass der Alte das Tor nicht richtig verschlossen hatte. War es ein Vergessen oder wollte er sie hineinlocken? Ihre Neugier verdrängte schließlich ihre Furcht. Auf Zehenspitzen schlich sie zu dem gewaltigen Tor. Mit aller Macht stemmte sie sich dagegen und tatsächlich, es öffnete sich. Erst nur ein Spalt, dann stand sie ganz offen. Marianna schaute hinein, sah aber nichts außer tiefschwarzer Dunkelheit.
Sie fasste all ihren Mut zusammen, tastete sich Schritt für Schritt voran. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie fürchtete gar, man könne es hören. Noch konnte sie umzudrehen, noch war es nicht zu spät. Doch da, weit hinten in der Dunkelheit, erkannte sie einen blassen Schein. Licht! Noch einige Schritte und plötzlich stand sie in einem beleuchteten Saal. Hunderte von Kerzen gaben diesem eigenartigen Ort eine wohlige Wärme. So etwas Schönes hatte Marianna noch nie gesehen. Ihr Atem stockte, sie spürte, dies war ein ganz besonderer Ort. Er versprühte einen Zauber, eine Macht, et-was Außergewöhnliches.

Berauscht und überwältigt wagte sie sich immer weiter vor. Lautlos setzte sie einen Fuß vor den anderen. Ihre Augen spähten angestrengt in die Tiefe des Saales. Und dann erblickte sie das Unfassbare. Auf einem riesigen Tisch stand winzig, klein, aus Ton gefertigt, ihr Heimatdorf. Selbst die Einwohner, die Nachbarn, ihre Freunde, Marianna erkannte sie alle. Sie standen versammelt vor dem Haus ihrer Eltern.

Schon näherte sie sich dem Tisch, da hörte sie plötzlich ein schleifendes Geräusch! Sie erstarrte! Das konnte nur der alte Mann sein! Ohne zu zögern stürzte sie aus der Kapelle. Sie rannte und rannte den Hügel herab, durch das Dorf, zu ihrem Haus, wo sie atemlos in die Arme ihrer Eltern fiel. Die Eltern weinten vor Freude und auch die vielen Einwohner, die sie gerade suchen wollten, freuten sich, dass Marianna nichts zugestoßen war. Bis lang in die Nacht wurde ihre Rückkehr gefeiert und obwohl Marianna immer wieder gefragt wurde, verriet sie nichts über die Kapelle und den alten Mann.

Die Jahre vergingen, Marianna lernte einen lieben Mann kennen, gründete eine Familie und wurde glückliche Mutter. Es war eine fröhliche und erfüllte Zeit. Die Kinder wurden größer, gründeten eigene Familien und aus der unbekümmerten Marianna wurde schließlich eine angesehene, ältere Dame. Auch das Dorf hatte sich prächtig entwickelt, überall spielten Kinder, man errichtete neue Häuser, bis zu dem Jahr als das Wetter umschlug.

Ein langer und ungewöhnlich heißer Sommer ließ die gesamte Ernte vertrocknen und nach den Herbststürmen legte sich schließlich eine unheimliche Kälte und eine meterdicke Schneedecke über das Tal. Die Monate vergingen, doch es wurde und wurde nicht wärmer. Die Vorräte in den Häusern gingen zur Neige. Niemand kam mehr in das Tal. Sehnsüchtig warteten die Einwohner auf den Frühling, doch Kälte und Sturm wollten einfach nicht weichen. Schon bald erloschen die ersten Kaminfeuer und eisige Kälte zog in die Häuser. Auch Marianna fürchtete um ihre Familie. Sie war verzweifelt! Ihre Kinder, die Familie, ihr ganzes Dorf, sollten sie nie wieder die Schönheit dieser Welt erleben dürfen? Da erinnerte sie sich an den Alten und die Kapelle. Vielleicht wusste er Rat, vielleicht konnte er helfen? Und so packte sie eines nachts Brot und Streichhölzer ein und machte sich heimlich auf in Richtung Kapelle.

Der Schnee war tief und jeder Schritt zerrte an den Kräften der alten Frau. Diesmal trieb sie nicht die Neugier, diesmal war es die Angst um ihre Familie und ihr geliebtes Dorf. Mit letzter Kraft erreichte Marianna die Kapelle. Eigenartig, das Tor stand weit offen! Sie tastete sich durch die Dunkelheit. Wo war nur der Saal mit den hell leuchtenden Kerzen? Sie tastete sich weiter vor, bis sie erschrocken feststellte, dass sie bereits mitten im Saal stand. Offenbar hatte das Tor lange offen gestanden, so dass der Wind die Kerzen löschen konnte. Damit war auch erklärbar, warum Unmengen an Schnee in der Kapelle lagen.

Ohne zu zögern nahm Marianna ihre Streichhölzer. Die Kälte ließ ihre Hände zittern, ein Streichholz nach dem anderen brach ab. Sie versuchte es immer wieder und tatsächlich ein Streichholz zündete. Marianna machte Kerze um Kerze an und der Saal wurde heller und heller. Endlich konnte sie etwas sehen. Angestrengt schaute sie in den Saal, bis sie den Tisch entdeckte. Nur was war dort geschehen? Ihr ganzes Dorf war mit Schnee zugedeckt und viele der kleinen Menschen-Figuren waren umgekippt oder lagen zerbrochen auf dem Boden.

Eilig zündete Marianna alle restlichen Kerzen an, bis es schließlich wärmer wurde. Endlich begann auch der Schnee im Saal zu tauen. Wie würde es jetzt ihrem Dorf ergehen? Und wo war eigentlich der alte Mann? Wie einst, rannte sie hinaus aus der Kapelle und schaute hinunter zum Dorf. Die Sonne schien und auch im Tal begann der Schnee zu schmelzen! Von der Anhöhe erkannte sie, wie die Dorfbewohner erschöpft, aber glücklich, aus ihren Häusern kamen. Nachbarn, Freunde fielen sich in die Arme! Marianna war überwältigt, sie konnte es nicht fassen. Ihre Familie, das Dorf, alle waren gerettet! Man hörte Musik und endlich lachten die Kinder wieder. Es war ein überwältigender Anblick und wohl der glücklichste Moment in ihrem Leben.

Schnell wollte sie zurück ins Dorf. Sie drehte sich zur Kapelle um und dann sah sie ihn. Neben der Tür saß der alte Mann. Seine leblosen Augen schauten noch immer hinunter zum Dorf. Offenbar hatte er bis an sein Lebensende das Dorf von hier beobachtet. Nachdem Marianna den Alten begraben hatte, fragte sie sich, wer denn jetzt auf die Kapelle, die Kerzen und ihr Dorf aufpassen würde?

Die Dorfbewohner hatten lange Zeit nach der alten Marianna gesucht, doch man sah sie nie wieder. Es begann ein wunderschöner Frühling. Die Vögel sangen, als müssten sie die verloren Zeit nachholen. Auf den Wiesen wuchs eine noch nie gesehene Blumenpracht und auf den Feldern wuchs kräftig das Getreide. Der anschließende Sommer war leicht und warm und nach einem verspielt bunten Herbst, freuten sich die Kinder auf den schneeweißen Winter.

Die Bewohner des Dorfes lebten noch lange glücklich und zufrieden. Und in langen Winternächten, erzählte so mancher von seiner Begegnung mit einer alten, weißhaarigen Frau, die nachts bei dichtem Nebel durch das Dorf ziehen würde, wie ein Nachtwächter, der aufpasst.

***

ENDE

Keine Vervielfältigung und Aufführung ohne Genehmigung des Autors.